Neue Ausstellung im Stadtmuseum vom 16. März bis zum 10. Juni 2019

10. März 2019

Neue Ausstellung im Stadtmuseum vom 16. März bis zum 10. Juni:
Als in Burgdorf und Hänigsen Kali- und Erdölförderung zum Alltag gehörten

„Glück auf, der Steiger kommt − Bergleute und Ölarbeiter aus Burgdorf, Hänigsen und Umgebung“:  Diesen Titel trägt eine neue Ausstellung des VVV, des Fördervereins Stadtmuseums und der Stadt Burgdorf, die vom Samstag, 16. März, bis zum Pfingstmontag, 10. Juni, im Stadtmuseum (Schmiedestraße 6) zu sehen ist.  Für die Zusammenstellung und Organisation zeichnet ein von Horst Regenthal geleitetes Projektteam des VVV-Arbeitskreises Stadtmuseum und ein von Dr. Thomas Degro geleitetes Projektteam des Teerkuhlenmuseums Hänigsen verantwortlich. Ralf Bierod, Ortschronist von Hänigsen,  steuerte  viele informative Textbeiträge bei. Die Exponate stammen von privaten Leihgebern,  vom Niedersächsischen Museum für Kali- und Salzbergbau,  vom Bergmannsverein Hänigsen und dem Heimatverein Nienhagen. Fördernde Unterstützung leisten die Region Hannover und die Stadtsparkasse Burgdorf.

Umfangreiches Beiprogramm

Der stellvertretende Bürgermeister Matthias Paul eröffnet die kulturgeschichtliche Schau am Samstag, 16. März, um 14.00 Uhr. Die Einführung übernehmen Horst Regenthal und Dr. Thomas Degro. Der Spielmannszug Riedel und der Lehrter Männerchor sorgen für die musikalische Umrahmung.  Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Beiprogramm mit Führungen, der Vorführung eines Originalfilmes, der nach dem Hänigser Bergwerksunglück von 1946 entstand, und einem Vortrag mit Adolf Herbst, dem letzten Überlebenden des Bergwerksunglücks von Lengede am 24. Oktober 1963.

Kaliförderung endete 1996

Die Schau erinnert mit zahlreichen Infotafeln und Exponaten daran, dass der Kaliabbau und die Erdölförderung über 100 Jahre ein wichtiger Wirtschaftszweig und eine Existenzgrundlage für tausende Werksangehörige im Raum zwischen Burgdorf, Hänigsen und Wathlingen darstellten. Zur Exponatspalette gehören u.a. ein originaler Förderwagen,  ein Schienenfahrrad aus den 1950er Jahren, typische Arbeitsgeräte (Bohrmeißel usw.),  Rettungsgeräte (darunter eine sogenannte Dahlbusch-Bombe zur Rettung von verschütteten Bergleuten), ein Pferdewagen,  Arbeitskleidung und alte Bergmannstrachten, Fotos und Lebensläufe oder überlieferte Zeitzeugenberichte von ehemals ortsansässigen Berg- und Erdölarbeitern.  Einige Ausstellungsstücke befanden sich bis vor kurzem noch unter Tage.  Der geschichtliche Überblick richtet den Fokus auch auf die Umfunktionierung des zwischenzeitlich stillgelegten Hänigser Bergwerks in eine Heeresmunitionsanstalt der Wehrmacht.  Bei deren Räumung im Jahr 1946 kam es durch Unachtsamkeit zu einer schweren Explosion,  bei der 86 Männer starben.  1949 konnte die Kaliförderung wieder aufgenommen werden. Mit der endgültigen Stilllegung der seit 1913 verbundenen Bergwerke „Riedel“ in Hänigsen und „Niedersachsen“ in Wathlingen endete am 28. Juni 1996 die Geschichte des ortsnahen Kaliabbaus.

Bis zu 15 erdölfördernde Unternehmen

Knapp 50 Jahre nach der ersten Bohrung 1860/61 auf dem Kuhlenberg konnte nach zahlreichen Fehlversuchen 1907 mit der dritten Bohrung im benachbarten Dannhorst in 127 m Tiefe  der erste größere  Ölfund lokalisiert werden. Weitere Felder fanden die Ölsucher Richtung Norden, um  schließlich 1928 Nienhagen zu erreichen.   Vor dem 2. Weltkrieg  galt  das Erdölgebiet bei Nienhagen als das wichtigste Vorkommen in Deutschland. Erst 1940 kam es zur Erschließung des Südfelds in Hänigsen, welches nach einigen Neuaufschlüssen um 1960 den Scheitel seiner Ölproduktion erreichte.  Im Jahre 2016 förderte von früher bis zu 15 Gesellschaften nur noch eine (EMPG) in dem Feldeskomplex Nienhagen-Hänigsen aus vier verbliebenen Löchern Öl. Zahlreiche aus diesem Gebiet stammende Exponate sowie Infotafeln und Fotos dokumentieren die Entwicklung der lokalen Erdölgewinnung und deren allgemeine, fast 500 Jahre alte Geschichte.  Modelle von Bohrtürmen und Arbeitswerkzeuge spiegeln den technischen Ablauf der Erdölförderung wieder.   Der Fokus richtet sich auch auf das soziale Umfeld und die Arbeitsbedingungen der Ölarbeiter sowie auf den Anfang der 1920er Jahren einsetzenden Ölboom. Zudem erfahren die Museumsbesucher, welcher geologische Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von weißem Salz und schwarzen Erdöl besteht, und wie letzteres über die Energieerzeugung hinaus einen erheblichen Stellenwert bei der Herstellung von Produkten des alltäglichen Lebens aufweist.

„Kasparbahn“ übernahm den Kali- und Erdöltransport

Die Ausstellung richtet den Fokus zudem auf die Grubenanschlussbahn, die die Kalisalze und Erdölladungen von 1908 bis 1961 an ihre Bestimmungsorte brachte.  Sie verlief vom Kaliwerk Riedel in Hänigsen über Weferlingsen und Sorgensen zum Kleinbahnhof in Burgdorf und erhielt im Volksmund den Namen „Kasparbahn“. Auch viele Werksangehörige aus Burgdorf nutzten die Bahnverbindung bis zur Einstellung des öffentlichen Personenverkehrs am 30. Juni 1949.  Schon 1906 entstand eine Grubenanschlussbahn vom Staatsbahnhof Ehlershausen zum Kaliwerk „Niedersachsen“ in Wathlingen, die 1950 eine 2,8 km lange Verbindungsstrecke zur „Kasparbahn“ erhielt. Über diese Strecke verlief der Transport ab 1961. Für die Öltransporte stand eine neue zum Hafen in Misburg führende Pipeline zur Verfügung.