Zeitzeugen erinnerten sich im Stadtmuseum:
Wie Burgdorf die 1960er Jahre erlebte
„Wie war es in 60ern?“ lautete das Motto des Erzählcafés, zu dem unlängst der VVV im Rahmen des Beiprogramms zur Ausstellung „Pop, Pille und Proteste – die 1960er Jahre“ im Stadtmuseum einlud. Aufgrund des großen Besucherinteresses mussten die Veranstalter die Anzahl der vorbereiteten Sitzplätze deutlich aufstocken. Unter der Moderation von Dr. Detlev Rossa erinnerten sich Dr. Pay Harro Paysen, Ex-Bürgermeister Alfred Baxmann, Wolfgang Obst, Kirchenvorstandsmitglied der St. Nikolaus-Gemeinde, und der ehemalige Lehrer Horst Wolff in einer lebhaften Diskussionsrunde daran, wie es damals in Burgdorf war. Das Themenspektrum reichte von der Konservenfabrik, den Gastarbeitern und der ärztlichen Versorgung über Schulwege und das Haus der Jugend (heute: JohnnyB.) bis zum Konzert der Beatband The Lords im damaligen Stadionsaal (heute: StadtHaus) und dem Krawattenzwang in der Diskothek „Black Horse“. Der Auftritt der Lords am 6. Juni 1966 versetzte die Burgdorfer Teenager regelrecht in Aufruhr. So war die Band vor ihrem Auftritt zu einer Autogrammstunde in einem Fernsehgeschäft am Spittaplatz eingeladen. Als der starke Andrang vor dem Eingang und die Unruhe unter den wartenden Jugendlichen immer weiter zunahm, schritt sogar die Feuerwehr ein und beruhigte die erhitzten Gemüter mit Wasserstrahlen: ein bis heute einmaliges Ereignis in der Stadt.
Erinnerungen an eine Zeit des Umbruchs
Die Zeitzeugen schilderten eindrücklich, wie sich Burgdorf in den 1960er Jahren rasant veränderte. Die Stadt erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung, der mit einem Zuzug von Gastarbeitern und einem Wandel der Lebensweise einherging. Neue Musikrichtungen und Moden prägten die Jugendkultur, und gesellschaftliche Umbrüche forderten traditionelle Werte heraus. Eine erhebliche Zäsur in der bis zum Ende des Jahrzehnts florierenden Stadt stellte 1969 der Verlust der wirtschaftlichen Eigenständigkeit der Burgdorfer Konservenfabrik dar. Sie ging in den Besitz eines großen Lebensmittelkonzerns über, der das Werk im 30. Dezember 1971 schloss und damit zahlreichen Burgdorfern den sicher geglaubten Arbeitsplatz raubte.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 4. August und ist samstags und sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Über das Begleitprogramm informieren die Webseite www.vvvburgdorf.de und www.facebook.com/vvvburgdorf.