Ausstellung in der KulturWerkStadt bis zum 14. Januar 2024:
„Museumsschätze – Blick in das Gedächtnis unserer Stadt“
Herausragende Exponate aus dem Archivbestand des Stadtmuseums und der KulturWerkStadt stehen im Mittelpunkt der neuen Ausstellung „Museumsschätze — Blick in das Gedächtnis unserer Stadt“. Der VVV, der Förderverein Stadtmuseum und die Stadt präsentieren die Schau noch bis zum 14. Januar 2024 in der KulturWerkStadt (Poststraße 2). Sie ist sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Fördernde Unterstützung leisteten die Stadtsparkasse Burgdorf und die Region Hannover. Die Zusammenstellung übernahmen Anke Gehrke und Roland Schubert vom VVV-Arbeitskreis Stadtmuseum und KulturWerkStadt sowie der Arbeitskreis 9. November.
„Tag der Stadtgeschichte“
Am Sonntag, 3. Dezember, besteht die Gelegenheit, um 14.30 Uhr an einer Führung durch die Ausstellung teilzunehmen. Zu einem „Tag der Stadtgeschichte“ laden die Gastgeber am Sonntag, 17. Dezember, von 14.00 bis 17.00 Uhr ein. Dabei haben die Besucher die Gelegenheit, aus ihrem privaten Fundus stadthistorisch wertvolle Fotos zum Einscannen direkt vor Ort vorbeizubringen. Zudem sind interessante Gegenstände mit einer besonderen Herkunftsgeschichte willkommen, bei denen die Bereitschaft besteht, sie dauerhaft dem VVV-Museumsarchiv zu übergeben.
Kollektives Gedächtnis der Stadt
Die Ausstellung möchte einen Einblick in die Sammlungstätigkeit des Stadtmuseums und der KulturWerkStadt geben, der vor dem Hintergrund eines über 4.000 Exponate zählenden Fundus nur einen kleinen Ausschnitt wiedergeben kann. Das dort Aufgenommene fungiert in seiner breiten Vielfalt als kollektives Gedächtnis der Stadt Burgdorf und ist unbedingt erhaltenswert, um bei kommenden Generationen ein Zeugnis von der wechselvollen Geschichte der Burgdorfer Region abzulegen. Das Spektrum der Exponate erstreckt sich von Grabungsfunden aus der Frühzeit der Besiedlung bis zu Gegenständen der Corona-Pandemie.
Von Hermann Hoffmann bis zur „Löwen-Apotheke“
Einige besondere Ausstellungsschwerpunkte sind hervorzuheben. Dazu gehört eine Würdigung des 1997 verstorbenen Burgdorfer Wort- und Klang-Künstlers Hermann Hoffmann. Er gilt als „Urvater der deutschen Radio-Comedy“ und setzte mit den Sendungen „Dachkammer-Musik“ und „Hier Sender Zitrone“ legendäre Akzente in der deutschen Rundfunkgeschichte. Seit 1967 produzierte er seine Sendungen in seinem eigenen Tonstudio an der Immenser Straße. Zu welchen unterschiedlichen künstlerischen Sichtweisen die Stadt heimische Künstler und Fotografen inspirierte, zeigt ein weiterer Abschnitt. Auf die Anfänge der Fotografie im 19. Jahrhundert, als Negative auf Glasplatten zum Einsatz kamen, richtet die Schau ebenso die Aufmerksamkeit wie auf die in den 1990erJahren beginnende Eroberung des Wohnzimmers durch die damals noch als klobige Ungetüme auftretenden Computer. Wer sich vom Spittaplatz auf den Weg zur KulturWerkStadt begibt, sieht auf der rechten Seite die Löwen-Apotheke, die unzählige Generationen von Burgdorfern mit Medikamenten versorgt hat. Mit dem Gründungsjahr 1647 ist sie die älteste der Stadt. Wie ihre Geschichte bis heute verlaufen ist, erzählt gleichfalls ein eigener Ausstellungsteil.
Vom Postamt zum Restaurant
Im Fokus stehen überdies bemerkenswerte Schwarz-Weiß-Fotografien, die das Erscheinungsbild Burgdorfs in früheren Zeiten widerspiegeln. Sie zeigen dem heutigen Betrachter anschaulich, dass es seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts markante Veränderungen in der städtebaulichen Struktur Burgdorfs gegeben hat. So zeigt ein Foto das Postamt im Jahr 1905 in der damaligen Marktstraße 70 (heute: China-Restaurant in der Marktstraße 1). Der Bau erfolgte im Jahr 1894. Ein Anbau entstand 1955. Der Postbetrieb lief dort bis zum Umzug in die obere Marktstraße im Jahr 1987. Ein weiteres Foto zeigt spielende Kinder 1923 am Gümmekanal an der Braunschweiger Straße. Dort gab es Anfang der 1920er Jahre sogar eine eigene Badeanstalt, die nach wenigen wegen zu geringen Wasserstandes den Betrieb einstellen musste.
Jüdische Burgdorfer im 1.Weltkrieg
Im Rahmen der Ausstellung zeigt der Arbeitskreis Gedenkweg 9. November ergänzendes Material zu der Eichentafel, die dauerhaft im hinteren Bereich der KulturWerkStadt und ehemaligen Synagoge zu sehen ist. Auf der Tafel sind die Namen der im 1. Weltkrieg gefallenen Männer der ehemaligen jüdischen Gemeinde verewigt. Von den zwölf Männern, die an der Front gekämpft haben, sind sechs gefallen. Am Beispiel Nathan Carl Cohns lässt sich ihr Weg vom patriotischen Aufbruch in den Einsatz für „Gott, Kaiser und Vaterland“ bis zum Kondolenzschreiben an seine Witwe, Jenny Cohn geb. Hirschhahn, nachzeichnen. Für die anderen Namen auf der Eichentafel und die aus dem Felde zurückgekehrten Soldaten hat der Arbeitskreis biographische Informationen zusammengestellt.
Ein Feldrabbiner aus Burgdorf
Im 1. Weltkrieg begleiteten zum ersten Mal Feldgeistliche jüdische Soldaten seelsorgerisch. Einer dieser Feldrabbiner war der in Burgdorf geborene Dr. Bruno Italiener. Die Ausstellung gibt Dokumente wieder, in denen er seine Gedanken von der Front in Briefen nach Hause schildert. Die anfängliche Hoffnung, dass der gemeinsame Kriegseinsatz die Männer ohne Ansehen der Konfession zusammenschweißen möge, weicht schon im ersten Kriegsjahr der Ernüchterung, dass die Vorurteile gegen Juden nicht vergehen. Ausführlicher auf das Leben und Wirken Bruno Italieners geht Dr. Tobias Teuber in einem Bild-Vortrag mit dem Titel „Von Heimat und Glauben — Einblicke in Leben und Werk von Dr. Bruno Italiener, Feldrabbiner aus Burgdorf“ am Sonntag, 26. November, um 17.30 Uhr ein. Einige der Schriften Italieners sind in der Ausstellung zu sehen.