Neue Ausstellung im Stadtmuseum vom 30. November bis 16. Februar 2025:
„Zeit — Takt im Räderwerk der Welt“
„Zeit — Takt im Räderwerk der Welt“: Diesen Titel trägt eine neue Ausstellung, die der VVV, Förderverein Stadtmuseum und die Stadt Burgdorf vom Samstag, 30. November, bis Sonntag, 16. Februar 2025, im Stadtmuseum (Schmiedestr. 6) präsentieren. Fördernde Unterstützung leisteten die Stadtsparkasse Burgdorf und die Region Hannover. Für die Zusammenstellung und Organisation sowie die Gestaltung der Texte zeichnen Mirko Goldschmidt, Dr. Gudrun Teuschen, Jutta Redlin, Martin Schlehuber, Petra und Lutz Schubert sowie Roland Schubert und Lukas Taterka verantwortlich. Die Eröffnung findet am Samstag, 30. November, um 11.00 Uhr mit Bürgermeister Armin Pollehn statt. Der hannoversche Stadtbauhistoriker Sid Auffarth übernimmt die Einführung. Bei dieser Schau ist das Stadtmuseum bei freiem Eintritt samstags und sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Ursprung der Zeitmessung
Bereits seit dem 3. Jahrtausend vor Christus befasste sich die Menschheit mit Zeitmessfragen, den Problemen der Zeitmessung und dem Uhrenbau. Doch erst mit der Erfindung der mechanischen Räderuhr vor über 700 Jahren begann der eigentliche Siegeszug der Uhr. Vom ausgehenden Mittelalter an bestimmte die Uhr zunehmend die Zeitabläufe der Menschen und entwickelte sich allmählich zur Ordnungsfaktor für das tägliche Leben. Aber noch bis zum 19. Jahrhundert ließen sich die Menschen in viel geringerem Maße bewusst von der Zeit beherrschen, als dies seitdem der Fall ist.
Allgemeingültigkeit der Zeit
Von der konstanten Weiterentwicklung und Verbesserung der Ganggenauigkeit von Uhren ging ein tief gehender Einfluss auf die Lebensweise aller Menschen in den modernen Industriegesellschaften aus. Dies prägte auch nachhaltig die Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der Neuzeit. Zudem führten die Fortschritte in der Zeitmessung zu einer auf der ganzen Welt vorherrschenden Allgemeingültigkeit der Zeit. Ein Leben ohne Uhr ist heute unvorstellbar.
„Zeit“ in allen Facetten
Die Ausstellung widmet sich in drei Themenschwerpunkten der Entwicklung von der Sonnenuhr zur Atomuhr, dem Einfluss der Zeit auf unser tägliches Leben in verschiedenen Jahrhunderten und der Reflexion von Zeit in der Kunst. Zudem richtet sich der Fokus darauf, wie die Industrialisierung am Ende des 19. Jahrhunderts den Lebenstakt ganzer Orte veränderte.
Der Besucher kann anhand einer großen Bandbreite von Exponaten dem Thema Zeit nachspüren und ist an verschieden Stationen auch selbst aufgefordert, z. B. über sein Verhältnis von Freizeit und Arbeitszeit nachzudenken. Viele der historischen Ausstellungsstücke sollen nicht nur die Geschichte dokumentieren, sondern auch zum Vergleich mit der heutigen Industriegesellschaft anregen.
Repräsentativ hervorzuheben sind aus der umfangreichen Ausstellungspalette eine Turmuhr aus dem Jahr 1904 als Leihgabe des Turmuhrenmuseums Bockenem, Schwarzwälder Lackschilduhr aus der Zeit um 1750 und 1850, Weltzeituhr der in den 1960er und 1970er Jahren als deutscher Marktführer agierenden Firma Kienzle (1956), Standuhr der Uhrenfabrik Lorenz Furtwängler (1906). Buffetuhr der Badischen Uhrenfabrik (1930) und eine Tischuhr der Deutschen Uhrenfabrik (Dufa) aus der Zeit um 1925.
Uhrmacherhandwerk in Burgdorf
Nicht zuletzt wirft die Schau auch einen Blick auf regionale Aspekte und beleuchtet u.a. die Entwicklung des Uhrmacherhandwerks in Burgdorf. Belegt ist, dass es in der Stadt bereits 1822 einen Uhrenhandel und Reparaturmöglichkeiten gab. Häufig betrieben talentierte Burgdorfer Bürger kleinere Werkstätten neben ihrem Haupterwerb. Der erste namentlich bekannte Uhrmachermeister, Wilhelm Schecker, eröffnete 1886 ein Geschäft in der Rathausstraße, das sein Enkel Wilhelm bis 1974 weiterführte. Ebenfalls in den 1880er Jahren gründete Heinrich Becker sein Geschäft in der Kirchstraße 9 (heute Spittaplatz), das die Familie Dittmann 1952 übernahm und heute in der dritten Generation betreibt. Heinrich Becker (1851-1931) war auch als erster zunächst ehrenamtlich tätiger Direktor der 1897 gegründeten Spar- und Darlehnskasse Burgdorf (heute: Hannoversche Volksbank) tätig.
Ursprünglich 1866 als Silberwarengeschäft in der Neuen Torstraße etabliert, führte der Enkel des Fimengründers Erich Thees den Betrieb seit den 1920er Jahren als Geschäft für Uhren, Schmuck und Silberwaren weiter. Sein Sohn Klaus Thees — auch bekannt als Mitgründer der legendären Burgdorfer „High Life Skiffle Group“ — leitete das Unternehmen bis in die 1980er Jahre und war zudem für die Instandhaltung der Turmuhr der St. Pankratius-Kirche verantwortlich. Am 29. September 1967 kam ein weiterer Betrieb hinzu: Uhrmachermeister Walter Büchse eröffnete ein Geschäft in der Marktstraße 15. Neben Reparaturen bot er eine „Schmuck-Klinik“ an. Da es keine Nachfolger gab, folgte die Schließung im Jahr 1992.
Umfangreiches Beiprogramm
Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm, das Führungen und Mitmachaktionen für Kinder und Erwachsene umfasst. Das komplette Programm ist auf den Webseiten www.vvvburgdorf.de und www.burgdorferleben.de einsehbar. Die erste Führung startet am Sonntag, 8. Dezember, um 14.30 Uhr. Eine Themenführung „Von der Idee, etwas nicht Sichtbares zu messen, bis zur Uhrenindustrie in Deutschland“ findet am Samstag, 28. Dezember, im 14.30 Uhr statt.